Als ich für das Bloggerprojekt „Stadt, Land, Fluss“ von Sabine zugesagt hatte, war mir noch nicht bewusst, wie schwierig es sein würde, einen Artikel über einen Fluss zu schreiben. Es war auch nicht ganz einfach in meinem Archiv geeignete Fotos zu finden, die diesem mächtigen Strom auch nur ansatzweise gerecht werden. Denn der Ayeyarwady (Irrawaddy) ist nicht nur irgendein Fluss, sondern so etwas wie die Lebensader von Myanmar. Aber schau selbst, was aus dieser besonderen Herausforderung geworden ist.
Von der Quelle bis zum Delta
Um dir einmal die Dimensionen des Ayeyarwady zu verdeutlichen, habe ich eine kleine Karte eingefügt. Wie man gut erkennen kann, entspringen seine Quellflüsse schon im östlichen Himalaya. Die beiden größten Quellflüsse Maikha und Malikha vereinigen sich dann bei Myitsone im Kachin-State zum Ayeyarwady- Fluss und überwinden auf dem langen Weg zum 35.000 km² großen Ayeyarwady-Delta im Süden eine Strecke von über 2100 km. Das entspricht in etwa der Entfernung zwischen Berlin und Madrid!
Leben am Ayeyarwady
Auf dem meist gelblich trüben Ayeyarwady-Strom findet häufig der Alltag der am Fluss lebenden Menschen statt. Egal ob Mensch, Tier oder Nahrungsmittel, es wird fast alles denkbare auf ihm transportiert. Mit seinem Wasser und den angespülten Sedimenten werden die unzähligen Felder bewässert und fruchtbar gemacht.
Dem Fluss und der Urbarmachung des Ayeyarwaddy-Deltas ist es zu verdanken, dass Myanmar zu den größten Reisanbaugebieten Südostasiens zählt. Die fruchtbaren Böden haben das früher kaum bewohnte Delta zu einem der am dichtesten besiedelten Regionen des Landes verwandelt. Ist ausreichend Wasser vorhanden, kann hier Nass-Reis bis zu 3x im Jahr angebaut und geerntet werden!
Der Name Ayeyarwaddy bedeutet so viel wie „Fluss, der den Menschen Segen bringt“. Neben der Wasserversorgung für den Reisanbau und die tropischen Früchte liefert der Ayeyarwady auch reichlich Fisch. Von den bekannten Irrawaddy-Delphinen gibt es heute leider immer weniger zu sehen.
Entlang des Ayeyarwady befinden sich einige große Städte und unzählige Dörfer. An deren Ufern müssen die meisten Menschen immer noch ihre täglichen Geschäfte wie Baden, Hygiene und Wäsche erledigen. Dies führt zusammen mit der Düngung von Feldern zu einer zunehmenden Umweltbelastung des Ayeyarwady. Dadurch wird leider auch mittelfristig die Lebensgrundlage vieler Fischer zerstört, die von einem sauberen Fluss abhängig sind.
Für die Menschen, die entlang des Ayeyarwady leben, ist der Fluss oft die einzige Möglichkeit, um sich mit Nahrungsmitteln wie Reis, Fleisch, Gemüse oder Früchten zu versorgen. Im Grunde wird hier – vom Sack Reis bis zu Hühnern und Schweinen – alles auf kleinen Booten und Schiffen transportiert. Wenn du für deine Myanmar-Reise genug Zeit zur Verfügung hast, dann solltest du unbedingt eine Fahrt auf einem der Ayeyarwady-Schiffe unternehmen. Dies ermöglicht einen besonders authentischen Einblick in den Alltag der Menschen am Ayeyarwady.
Im Ayeyarwaddy-Delta angekommen, verzweigt sich der Strom dann in unzählige Flussarme und Kanäle. Das fruchtbare Schwemmmaterial lagert sich hier im Meer ab und sorgt dafür, dass sich das Delta jedes Jahr einige Meter in Richtung Süden ausdehnt.
Orte und Sehenswürdigkeiten am Ayeyarwady
Dank der Barmar und Pye, die einst von der tibetischen Hochebene entlang des Irrawaddy (Ayeyarwady) in Richtung Süden wanderten, befinden sich heute an dessen Ufer so bekannte Orte wie Mandalay, Bagan oder Sri Kesetra. Eher tragisch dabei ist, dass der letzte König von Burma (Thibaw, reg. 1878-85) nur deshalb so schnell abgesetzt werden konnte, weil die gute Schiffbarkeit des Flusses dafür sorgte, dass die Britischen Truppen die damalige Königstadt Mandalay ohne größere Probleme von Rangun aus erreichen konnten.
Mandalay und Sagaing
Auf dem Weg nach Süden überspannt – zwischen Mandalay und Sagaing – eine mächtige Ayeyarwady-Brücke den gleichnamigen Strom. Die imposante Brücke kannst du auch zu Fuß überqueren. Von ihrer Mitte aus eröffnet sich ein besonders toller Blick nicht nur auf den Ayeyarwady, sondern auch in Richtung Mandalay und Sagaing.
Eine Fahrt mit den grün-weißen Schiffen der IWT (Inland Water Transportation) oder mit einem der zahlreichen privaten Anbietern ist ebenfalls ein besonderes Erlebnis. Dabei gilt die bis zu drei Tage dauernde Fahrt zwischen Mandalay und Bhamo wegen seiner eindrucksvollen Landschaft als besonders empfehlenswert.
Von den Hügeln in Sagaing bekommst man bei klarem Wetter einen perfekten Blick auf den Ayeyarwady und die umliegenden Klöster. Der Ausblick ist fantastisch und eine Wohltat im Vergleich zum geschäftigen und lauten Treiben in Mandalay.
Einen Tagesausflug entfernt von Mandalay liegt die Mingun-Pagode. Der mächtige aber unvollendete Stupa ist ein imposantes Motiv, vor allem, wenn man die Möglichkeit hat, ihn vom Ayeyarwady aus zu sehen. Die meisten der Touristenboote halten leider schon ein paar Meter vorher an der Schiffs-Anlegestelle.
Da die Pagode beim letzten Erdbeben relativ stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, sind jetzt am rechten Aufgang Warnschilder aufgestellt worden, die den Aufstieg offiziell untersagen.
Doch an das Verbot hält sich so gut wie keiner, denn, hat man erst einmal die steinernen Stufen nach oben geschafft, eröffnet sich ein fantastischer Blick auf den Ayeyarwady und die Umgebung.
Von hier oben lassen sich besonders gut die vor der Pagode stehenden Chinte-Figuren oder die imposanten Terrassen der nordwärts stehenden Hsinbyme-Pagode erkennen.
Inwa (Ava)
Von der alten Königstadt Inwa (Aya), die in der Nähe von Mandalay an einer Landspitze entlang des Ayeyarwady liegt, ist leider wenig übrig geblieben. Die meisten der Klöster und Tempel waren aus Teakholz und wurden 1839 bei einem Erdbeben zerstört. Und dennoch lohnt sich ein Tagesausflug von Mandalay, denn einige wenige Bauten aus Stein, wie das im Stil eines Teakholz-Klosters erbaute ‚Mahar Aung Mye Bon San‘, sind noch relativ gut erhalten geblieben.
Die wunderbaren Teakholz-Schnitzereien am Bagaya Kloster vermitteln eindrucksvoll die damaligen Pracht der Klöster. Besonders schön sind die angebrachten Türverzierungen am Eingang der Haupthalle.
Das weitläufige Areal von Inwa ist sowohl auf der Straße, als auch mit dem Boot vom Fähranleger in Mandalay erreichbar. Am besten lassen sich die Sehenswürdigkeiten mit einer der zahlreichen Pferdekutschen erkunden, die an der Anlegestelle der Boote warten. Eine Tour mit Pferdewagen zu den 4 wichtigsten Sehenswürdigkeiten kostet ca. 10.000 Kyat. (Stand 01.2017)
Bagan
Weiter südwärts durchquert der Ayeyarwady an einer Biegung die berühmte Ebene von Bagan. Bereits vom Fluss aus lassen sich die eindrucksvollen Tempel und Pagoden gut erkennen. In der Archäologischen Zone von Bagan verteilen sich rund 2000 Tempel, Schreine und Pagoden. Der Eintritt kostet aktuell 25.000 Kyat und muss direkt bei der Ankunft bezahlt werden. (Stand 01.2017)
Am besten lassen sich die Bauwerke von Bagan per Pferdekutsche, Fahrrad oder E-Bike erkunden. Die letzteren gibt es mittlerweile an fast jeder Ecke in Nyaung-U, Old- oder New-Bagan zu mieten. Motorbikes sind für Touristen übrigens in Bagan nicht erlaubt! Die größeren und bekannteren Bauwerke sind vom Sonnenaufgang bis in die Abenddämmerung geöffnet. Bei kleineren Pagoden wohnt der Schlüssel-Inhaber meist in der Nähe und öffnet für ein kleines Trinkgeld gerne die Pforten. Von New-Bagan aus lassen sich abseits der Hauptrouten viele kleine Pagoden mit dem Fahrrad oder E-Bike entdecken.
Alternativ zum Sonnenuntergang auf einer der bekannten Pagoden bietet sich der Besuch des Bupaya- Tempels in Old-Bagan an. Der goldene Stupa des Tempel strahlt am Abend im hellen Scheinwerferlicht und bildet mit dem Ayeyarwady im Hintergrund ein stimmungsvolles Panorama.
Wer sich an den vielen Tempeln und Pagoden von Bagan satt gesehen hat, für den lohnt sich auch ein Tagesausflug mit dem Taxi oder Pickup zum 45 km entfernten Mount Popa und dem auf dem Popa Taung Kalat befindlichen Kloster.
Sri Ksetra (Thayekhittaya)
Etwa 200 km vor dem Ayeyarwady-Delta erreicht der Fluss die antike Stadt Sri Ksetra. Sie zählt trotz der imposanten Pyu-Pagoden zu den eher weniger besuchten Sehenswürdigkeiten entlang des Ayeyarwady. Dabei gehören die Pagoden und Stupas der alte Pyu-Stadt zu den ältesten noch erhaltenen Bauwerken in Myanmar. Nicht umsonst erklärte die UNESCO Sri Kesetra 2014 zum Weltkulturerbe.
Die einige Kilometer östlich der Stadt Pyay gelegene Anlage von Sri Ksetra bedeutet übersetzt „die prachtvolle Stadt“ und war mehrere Jahrhunderte lang die Residenz der Pyu-Könige. Das weitläufige Areal lässt sich gut auf einem Tagesausflug von Pyay per Auto, Motorbike oder Fahrrad erkunden.
Welche Orte und Sehenswürdigkeiten hast du schon entlang des Ayeyarwady besucht, und was davon hat dich besonders beeindruckt? Schreibe mir einfach deine Erlebnisse als Kommentar unter den Artikel. Ich freue mich, von dir zu lesen. Dieser Artikel entstand im Rahmen des „Stadt, Land, Fluss-Projektes“ vom Reiseblog Ferngeweht.
Besser spät als nie ;-) Danke für den Beitrag für mein Stadt-Land-Fluss-Projekt!
Der frühe Wurm wird immer als erstes gefressen ;) Danke, dass ich noch teilnehmen durfte! Viele Grüße René.
Sehr interessanter Bericht.
Wir haben gerade die Schiffstour von Bagan nach Mandalay gemacht und sehr genossen. Wenn du magst, kannst du ja mal in unseren Beitrag dazu schauen.
Liebe Grüße aus Nyaung Shwe
Gina
Hallo Gina,
freut mich sehr, dass euch die Schiffstour gefallen hat. Ich schaue mir gerne euren Beitrag darüber mal an.
Viele Grüße an den Inle-Lake.
Hallo Rene, ich reise im Dezember 19 zum 13.Mal nach Myanmar. Komme ich von Mandalay nach Yangon oder Pathein per Schiff? Wenn möglich per IWT, kein Luxusdampfer. Die Strecke Yangon- Pathein ist mir 3 x gelungen, leider wurde sie ca. 2012 eingestellt. Danke Mike
Hallo Mike, soweit ich weiß wurden die anderen IWT Fähren im laufe der Jahre ebenfalls eingestellt. Da wirst du wahrscheinlich doch auf einen dieser Luxusdampfer zurückgreifen müssen um die Tour angehen zu können. schau mal hier auf den Link. Viel Spaß im schönen Myanmar. Grüße René