Dies ist ein Gastbeitrag von TravelSportEve
Völlig unvorbereitet ging es für mich Ende November für zwei Wochen nach Myanmar. Es war eine spontane Entscheidung das Land zu bereisen, weil ich Myanmar erst für den Februar auf meiner Südostasien-Rundreise vorgesehen hatte, aber mir geraten wurde, im November und Dezember zur besten Reisezeit zu fliegen. So änderte ich meine geplante Route und flog ohne Recherche völlig unvoreingenommen in ein Land, was irgendwie besonders ist. Bei meinem Aufenthalt habe ich ein paar Erfahrungen machen dürfen, die ich dir hier gerne vorstellen möchte.
1. Zum ersten Mal in Myanmar. Es läuft nicht immer alles rund – sei flexibel
Schon bei der Ankunft am Flughafen in Yangon gab es den ersten Stromaufall. Ich war gerade dabei Geld abzuheben, als nur noch die Notfallbeleuchtung den Raum erhellte und der schwarzer Bildschirm am Geldautomaten zu sehen war. Das scheint in Myanmar keine Ausnahme gewesen zu sein. Auch das WLAN in deinen Hotels wird entweder gerade nicht funktionieren oder so langsam sein, dass du beim Seitenaufbau fast einschläfst. Mit einer SIM-Karte bist du da gut beraten. Die kostet nicht viel und läuft besser als jedes Hotel-WLAN. Flexibel mussten wir auch bei unserer geplanten Trekkingtour im Shan State sein. Wir bekamen am Morgen einen Anruf, dass sich die zwei bekriegenden Armeen auf unserem Weg befanden. Unser Guide beschloss die Route aus Sicherheitsgründen zu ändern, dennoch waren es zwei wundervolle Tage.
2. Es gibt verschiedene Ansichten über Schönheit
So unvorbereitet, wie ich in das Land einreiste, so verwundert war ich auch darüber, was die Menschen in Myanmar im Gesicht auftragen. Bei der ersten Begegnung am Flughafen konnte ich der Tante am Informationsstand nicht ganz zuhören, weil ich mich fragte, warum sie die Flecken im Gesicht nicht weg macht. Auf meiner Reise musste ich mir aber erklären lassen, dass es keine Akne-Salbe ist, sondern die Thanaka Paste, die in Myanmar als Make-up benutzt wird, welche gleichzeitig als Sonnenschutz dient. Die Thanakapaste wird kreisförmig im Gesicht aufgetragen und wenn nur noch einige Flecken zu sehen sind, kann es nicht wirklich als Make-up erkannt werden. Gut aufgetragen sieht es allerding ganz ästhetisch aus.
3. Du wirst überrascht sein, wie kreativ Mann sein kann
Der Kleidungsstil für Männer und Frauen in Myanmar besteht aus dem Longyi, einer Art Wickelrock, der mit einer Knotentechnik bei den Herren am Bauch und bei den Damen an der Seite zusammengebunden wird. Als Oberbekleidung dient meist eine Bluse oder ein Hemd. Mich haben die verschiedenen Wickeltechniken des Longyi sehr beeindruckt. Er wird sehr universell eingesetzt. Gerade bei Männern gibt es unterschiedliche Arten, den Longyi zu einem „Kurzi“, also einer kurzen Hose für den Sport zu machen. Ebenfalls wird der Longyi als nützliche Tragetasche für Kind und Kegel genutzt. Faszinierend.
4. Myanmar isst mit Hand und Stäbchen
Du wirst sicherlich das erste Mal schlucken, wenn du Nudeln am Straßenrand bestellst und die Köchin die Nudeln vor deinen Augen mit der Hand vermengt. So isst man in Myanmar. Die mit Fleisch, Fisch und Gemüse bestückten Spieße, die dir gerade in Yangon auf der Straße frittiert angeboten werden, sehen auch geschmackvoller aus, als sie tatsächlich sind. In Restaurants kann dir nicht garantiert werden, dass alles keimfrei ist. Scharfe und frittierte Gerichte habe ich persönlich nicht gut vertragen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass die mit der Hand vermengten Straßennudeln die leckersten Gerichte waren, die ich in Myanmar gegessen habe.
5. Myanmar steht früh auf und geht früh ins Bett
Ich musste lernen, dass das Leben in Myanmar, gerade auf dem Dorf, früh beginnt. Frauen, die spät aufstehen und sich nicht um ihren Garten kümmern, werden als faul angesehen. Auch in Bagan kräht der Hahn nachdem du aufstehst, denn dort dreht sich alles um den Sonnenaufgang und darum, den besten Blick zu erhaschen. So früh, wie man in Myanmar aufsteht, so frühzeitig beendet man auch den Tag. Nach 21 Uhr wirst du es in Mandalay schwer haben, einen Taxifahrer zu bekommen. Dein Versuch, ein Taxi auf dem Weg zu erhaschen, wird mit Sicherheit scheitern und du wirst den ganzen Weg zu deiner Unterkunft laufen. Sorge am besten frühzeitig für deinen Transport. Die Fahrer warten meistens auch für dich. Zur Not stehen dir noch die Motorbike-Taxis zur Verfügung.
6. Trage Flipflops und lange Sachen
Wenn du die vielen Pagoden und Tempel in Myanmar besuchen möchtest, wird dir schnell auffallen, dass du die Gebäude nicht mit Schuhen und sommerlich bekleidet betreten darfst. Ein Longyi zu besorgen, den du immer dabei hast, ist gar keine so schlechte Idee. An der Shwedagon Pagoda musst du dir sogar einen kaufen, wenn du nicht daran gedacht hast, dir die Beine zu bedecken. In Bagan wirst du froh sein, wenn du am zigsten Tempel nur schnell in deine Flipflops raus- und reinschlüpfen kannst und nicht ständig Schuhe und Socken aus- und anziehen musst. Allerdings wirds eklig, wenn du am Mount Popa die mit Affenfäkalien beschmutzten Treppen nur barfuß hochgehen darfst.
7. Du drehst deine Dollarscheine lieber noch dreimal um
Das hatte ich auch vorher noch nicht erlebt. In Myanmar ist es sehr schwer, mit Dollar zu bezahlen. Die Scheine müssen astrein sein. Kein Knick, kein Fleck, kein Strich darf auf der Banknote zu sehen sein, sonst wirst du meist gebeten einen anderen Schein herauszugeben. Grund ist, dass die Bank diese Scheine nicht annimmt und die Verkäufer die Dollarnoten nicht einzahlen können. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, bezahle einfach alles in Kyat.
8. Plane genug Zeit für deine Weiterreise ein
Wenn du die Highlights in kurzer Zeit bereisen willst, wirst du sicherlich auf Transportmittel wie Bus, Zug oder Boot angewiesen sein. Manche Strecken sehen auf der Karte kürzer aus, als sie tatsächlich sind. Meist wirst du mit Nachtbussen unterwegs sein, um dir eine Unterkunft zu sparen. VIP-Busse bieten mehr Beinfreiheit. Die Bootsfahrt von Bagan nach Mandalay ist sehr zu empfehlen, dauert aber 12 Stunden. Der Zug von Mandalay nach Hsipaw führt über das beeindruckende Goteik-Viadukt und ist ebenfalls ein Tagesausflug, der aber eine für ewig zu erzählende Geschichte mit sich bringt. Die 11-stündige wackelnde Zugfahrt werde ich nie vergessen. Der Zug schien fast aus den Gleisen zu fallen und als Highlight flogen zum Schluss noch die Rucksäcke durch die Gegend.
9. Du wirst den Verkehr für wahnsinnig erklären
Genauso wie du die Zugfahrt für verrückt erklären wirst, wirst du dich fragen, wieso die Fahrer beim Rechtsverkehr ihr Lenkrad auf der rechten Seite haben. Das liegt daran, dass die Regierung 1970 auf Rechtsverkehr umgestellt hat, aber die Autos dennoch aus dem Linksverkehr weiter gefahren werden. Völlig wahnsinnig meiner Meinung nach. Der einzige Vorteil ist, dass du dem Taxifahrer bei deiner Taxisuche direkt in die Augen sehen kannst, wenn du neben ihm an der Straße stehst. Beim Einsteigen in den Bus musste ich öfter eine Ehrenrunde drehen, weil ich mich in der Seite geirrt hatte.
10. Du wirst Menschen treffen, die dir nicht mehr aus dem Kopf gehen
Myanmar ist besonders. Die vielen goldenen Pagoden, die Tempel, die Landschaft. All das wird dich begeistern, aber was Myanmar besonders ausmacht sind seine Menschen. Seien es die vielen Frauen mit ihren mit Thanakapaste verzierten Gesichtern oder die Taxifahrer, die dich regelrecht nötigen, in ihr Taxi einzusteigen. Aber auch die Mönche, die sich beim Fußballspielen erfreuen oder die Dorffrauen, die dir bei deiner Wanderung ein Dach über dem Kopf geben und dich bekochen. Die meisten Spuren in meinem Kopf hinterließen allerdings die Männer, die ihre roten Betelnuss-Tabakreste auf die Straße spuckten und die Kinder, die mir mit einem Lächeln im Gesicht zuwinkten oder auch mit einem High Five abklatschten. Die Menschen in Myanmar sind einzigartig.
Hallo Eve,
ein toller Beitrag und ich habe deine Worte lachend gelesen. Ich habe mich erinnert auf die Thanaka Paste, die auf mein Gesicht geschmiert wurde. Am Ende des Tages, als ich die angetrocknete Kreme abgewaschen haben, hatte ich ganz geschmeidige Haut. Stromausfall und langsames Internet haben wir auch erfahren. Wir waren natürlich auch in Flipflops unterwegs, weil sie leicht auszuziehen sind. Das Verkehr haben wir auch nicht ganz verstanden: Rechtsverkehr gilt, aber in den Autos sind die Lenkräder ebenfalls auf der rechten Seite. Wir haben die Zeit in Myanmar sehr genossen. Unseren Bericht über die Reise haben wir auf unserer Seite veröffentlicht. Gerne würden wir wieder in dieses Land reisen um die lachenden, netten Gesichter der Burmesen zu sehen.
Viele Grüße,
Ildi und Balint